damentennis: etwas das nicht denkt, aber dennoch ein mensch ist. |
Mittwoch, 23. September 2009
Wiglaf Droste, "Der Mullah von Bullerbü"
damentennis, 01:29h
Auf der Rückseite steht: "Gisela Günzel, die schönste Kommissarin der Welt"..." und Seite eins beginnt dann mit "Gisela Güzel, die schönste Kommissarin der Welt" - ist das jetzt ein ärgerlicher Fehler des Goldmann-Verlages, oder aber kunstvolle Absicht der Herren Droste und Henschel? Zuzutrauen wäre hier allen alles, soviel ist mal sicher! Zur Sache: Das ist alles immens witzig hier, man lacht quasi permanent laut in die U-Bahn oder das Wohnzimmer oder wo man auch sonst ist, hinein. Es gibt viele Figuren, wenig Zusammenhang, zackige Dialoge und den Fahrraddieb Rudolf Scharping, das alles verpackt in einer Storyline, die sich gewaschen hat und nur von Krimiikonen wie Droste auf die Reihe gebracht werden kann. Das ganze Spektakel dauert auch nur 155 lockere Seiten, sodass man dieses Buch gut mal zwischen zwei Tom-Clancy-Krimis oder so packen kann. ... link (0 Kommentare) ... comment Daniel Kehlmann, "Der fernste Ort"
damentennis, 01:28h
Kehlmann mal wieder. Kurze Story, folgende Idee: Junger Mann mit mäßigem Job spielt seinen eigenen Tod vor, um zu verschwinden und sich abzusetzen. Lustige Idee, die sich auch einige Seiten lang hält, um dann schnell zu verpuffen. Ich weiß es auch nicht. Es gibt ja genug Menschen, die Kehlmann lustig finden, und geistreich, aber ich kann das hier nicht bestätigen. Sein Humor ist mittelmäßig, die Geschichte lahmt, nur selten gibt es etwas zu lachen. Vielleicht ist das aber auch nur eine persönliche Sache zwischen mir und Daniel, wie ich ihn nenne, die man mal tiefenpsychologisch beleuchten muss: Was hat dieser "damentennis" gegen den Daniel, der doch ein netter Kerl und ein guter Autor ist? Ja, das müsste man wohl mal machen! Ich wäre dann auch gespannt, was dabei rumkommt. ... link (0 Kommentare) ... comment Haruki Murakami, "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt"
damentennis, 01:27h
Harukimurakimisuperstar, was war da eigentlich los? Zu Beginn des Jahrtausend lagen auf einmal auf den Auslagetischen der Buchläden meiner Studienstadt andauernd "empfohlene" Bücher von Murakami. Wer war dieser Mann? Wo kam er her? Was schreibt der denn? Und warum kommen jetzt auf einmal geich alle Bücher auf einmal auf den "Empfohlen"-Tisch? Wo war der Mann denn die letzten Jahre? Der Reihe nach die Beantwortung der Fragen. Ein Japaner. Aus Japan. Bücher, Romane. Weil das eben so gehandhabt wird! In Japan, nehme ich an. Die Antworten bringen also niemanden weiter, ebensowenig wie die Fragen. Finden wir uns damit ab: auf einmal war Murakami "in" und "gefragt", seine Bücher sollten unters Volk, das deutsche Volk. Zu Recht, zu recht! Besonders dieses hier ist nämlich toll. Ich las es mit gebannter Haltung, war gespannt auf das Ende - toll, toll. Der Japaner schreibt hier in zwei Erzählsträngen, die beide sehr merkwürdig sind und in zwei Welten spielen, aber eben dann doch wieder verständlich und spannend [...]. Von den Büchern, die ich von Murakami las - es waren vier - war es das mit Abstand beste Buch, was aber nicht gegen die anderen drei spricht, sondern nur für dieses hier. ... link (0 Kommentare) ... comment Wenedikt Jerofejew, "Die Reise nach Petuschki"
damentennis, 01:26h
Ein Russe fährt zu seiner Geliebten, mit der Bahn. Soweit kein Thema, wäre der Russe nicht Alkoholiker und auch sonst etwas daneben. So reist er trinkend nach Petuschki zur Geliebten und je voller der Russe wird, desto mehr Fahrt nimmt das Buch auch auf. Das ist dann lustig, na klar. Den betrunkenen Russen mag der Leser sofort, denn man selber ist auch hin und wieder betrunken, wenn auch kein Russe. So sind die Monologe des Trinkenden nachvollziehbar und sympathisch dumm, wie man eben selber auch ist, wenn man so viel und schnell trinkt. Ganz bestimmt verharmlost dieses Buch das Problem des Alkoholismus - das ist nämlich, um mal Realist zu sein, gar nicht so lustig, sondern ganz fies und schlimm, das zerstört Familien, Leben, Welten, mindestens! Wer also dem Realismuns zugeneigt ist, der lese lieber anderes oder schreibe Leserbriefe. Proust! Ähhhh, Prost! ... link (0 Kommentare) ... comment Jonathan Saran Foer, "Extrem laut und unglaublich nah"
damentennis, 01:24h
Der 11. September 2001, alleinerziehender Vater, die Weltsicht eines hochbegabten Jungen - trotz all dieser eindringlichen Warnungen, dieses Buch eben nicht zu lesen, habe ich es auf Anraten eines stilsicheren Freundes getan. Und es war ganz toll, ehrlich. Hier geht es witzig und ergreifend zu, die Geschichte ist wunderschön und spannend, aber auch lakonisch und niedlich. Man nimmt diese Buch ganz unweigerlich in den Arm, erwischt sich dann dabei und tadelt sich, weil es ja nur ein Buch ist, nur um es dann direkt wieder in den Arm zu nehmen. Sozialkitsch, Melodramatik, Betroffenheitslyrik, Erklärungsstück - all das ist nicht zu finden. Ein größeres Lob kann ich einem Buch in diesem Themenspektrum nicht machen. ... link (0 Kommentare) ... comment Daniel Kehlmann, "Unter der Sonne"
damentennis, 01:23h
Daniel Kehlmann ist berühmt, beliebt und Fan von den Simpsons. Er scheibt Bücher im Suhrkamp-Verlag, die meisten davon haben kurze Titel, sind dünn und flott zu lesen. "Unter der Sonne" ist auch dünn und flott zu lesen, aber schon nach kurzer Zeit ist das auch der einzige Grund, den Mut nicht zu verlieren. Die Geschichte ist öde und mit einem Humor erzählt, der mich an Referatstreffen an der Universität denken lässt. Ich würde dieses Buch meiner Mutter zum Geburtstag schenken, weil sie es sicher "originell" finden würde, vielleicht gar "frech" oder aber "mal was anderes". Sowas eben, was nur Mütter und sexy neue Freundinnen denken und offen aussprechen dürfen. Echten Freunden würde ich es aber nicht schenken, stattdessen würde ich ihnen bei jeder Gelegenheit zu verstehen geben, dass sie diese dünnen Kehlmann-Bücher - bis auf das wirklich witzige "Ich und Kaminski" - meiden sollen, wo immer es geht. ... link (0 Kommentare) ... comment Rolf Dieter Brinkmann, "Keiner weiß mehr"
damentennis, 01:22h
Achtung, Literaturkanon! Wer etwas auf sich hält im Linksspießermilieu, der kommt an Rolf Dieter Brinkmann nicht vorbei. Flinke Zunge, früher Tod - Brinkmann genießt einen guten Ruf bei Pop und Feuilleton gleichermaßen. So geht es zu im Buch: Seite eins: Mann sitzt auf Bett und denkt nach. Seite neunundzwanzig: Mann sitzt weiterhin auf dem Bett und denkt nach. Seite einundvierzig: Mann geht nachdenkend zum Küchentisch. Seite neunundvierzig: Mann macht die Zigarette aus, die er auf Seite vierundvierzig nachdenkend angesteckt hatte. Seite sechzig: Der Leser (ich!) fragt sich, Kanon hin, Kanon her, wie lange er das Nachdenken noch lesen mag. Seite achtundsechzig: Der Leser (immernoch ich!) bildet sich das Urteil, dass dieses Buch sicher ganz gut, für ihn jedoch eher öde und träge ist. Anstatt weiterzulesen, beruft der Leser (ja!) eine Literaturrunde ein, bestehend aus Freund Wildberg und zwei absoluten Kanonexperten, um zu debattieren, was es mit Rolf Dieter Brinkmann, seinem Ruf und seinem Platz im Kanon auf sich hat. Es wird viel geraucht und geflucht, Alkohol wird ausgeschenkt, Meinungen überschlagen sich. In etwa so: Wildberg: "Brinkmann, pah, überschätzt, versteh ich nicht, dass der so gehypt wird! Wenn man das mit Fauser vergleicht..." Erster Kanon-Experte: "Naja, immerhin war er der erste... Vorreiterfunktion... Popliteratur... grundlegendes geschaffen... neues Genre... Mut, völlig unüblich damals... Revolution!" Zweiter Kanon-Experte: "Im Gegensatz zu dem, was man heute so geboten bekommt.... Stuckrad-Barre, ohjemine... Qualität und Maßstab..." Der Leser (ich!): "Och Kinder, nu ist aber mal gut. Das mag ja alles stimmen, aber das Buch war nun mal langweilig. Nicht schlecht, das kann ich gar nicht mal sagen, aber mich zog es immer weg vom Buch, hin zum Spülen oder Staubsaugen..." Wildberg:" Du hast ja eh keine Ahnung, du Arsch." ... link (0 Kommentare) ... comment Walter Kempowski, "Heile Welt"
damentennis, 01:21h
Weil ich Walter Kempowski, pardon, "so geil finde", habe ich mir dieses Buch gekauft. Alles, was ich von Walter Kempowski im Fernsehen gesehen habe, in den Interviews, war großartig: Ein uralter Mann mit lustiger Stimme, der Sätze sagt wie "mit Günter Grass kann man doch nicht reden, das geht doch nicht", immer etwas verdrossen, aber hellwach und lustig. Das Buch habe ich aber nicht zu Ende gelesen, dabei lese ich - das ergab eine Erhebung des statistischen Bundesamts - rund 90 Prozent der Bücher zu Ende, die ich mir kaufe. Das war schon ganz nett, so ein junger Lehrer in der Nachkriegs-Kleinstadt, nein, eher Dorf, wo die Leute noch immer irgendwie Nazis sind und die Zeit stillsteht. Das habe ich alles nach 100 Seiten verstanden, nach 200 war es dann auserzählt, nach 300, 400, was auch immer, neuer wirds nicht, länger aber schon - kurzum: mir war das Buch ein bisschen zu lang. Walter Kempowski ist aber trotzdem super. ... link (0 Kommentare) ... comment Douglas Adams, "Per Anhalter durch die Galaxis"
damentennis, 01:21h
Ohje, das kann doch niemand ernst meinen - eine Rezension dieses Buches, das eh jeder besitzt, oder dieses Autors, den eh jeder kennt? Nein, ohne mich! Stattdessen möchte ich den Platz hier nutzen, um eine Anekdote zu erzählen. Ein Freund, den ich während meiner Studienzeit hatte, erzählte mir eines Abends in einer Kneipe, dass er zusammen mit Freunden eine Band gegründet habe, mit der er ab jetzt musizieren wolle. Sie hieß "Per Anhalter und die Galaxis", wobei, so erklärte der Freund, er dann Per Anhalter sei, der Bandleader, und die Freunde würden unter "die Galaxis" zusammengefasst. Die Situation wurde nun problematisch. Der Freund erwartete nun Lob oder zumindest wohlwollendes Lächeln ob seiner Geistreichheit bei der Bandbenennung, dazu war ich aber nicht fähig. Geschockt und missmutig nuschelte ich in mein Bier, was ich sagte, war uninteressant und kaum stringent. Bald verließ ich die Kneipe und den Freund, später dann die Uni und die Stadt, etwas geduckt, ob der vielen schlechten Witze während all der Jahre in all den Kneipen. Die Moral von der Geschichte: Das Buch ist viel witziger als alles, was Menschen mit dem Buch machen können. Douglas Adams hat Witze wie den meines Freundes nicht verdient. Ich möchte mich dafür entschuldigen. ... link (0 Kommentare) ... comment F. Scott Fitzgerald, "Zärtlich ist die Nacht"
damentennis, 01:19h
Vor einem Menschen, der alle Bücher von F. Scott Fitzgerald derart auseinanderhalten kann, dass er die Personen und Orte und Hadlungsstränge, die sich ja immer sehr ähnlich sind, präzise den jeweiligen Buchtiteln zuordnen kann, ziehe ich jederzeit den Hut, das halte ich für eine große Leistung. War das jetzt Anthony Patch? Amaury Blane? Oder wer handelt hier in "Zärtlich ist die Nacht"? Ich selber weiß es nicht mehr, aber das ist auch egal, denn Bücher von Fitzgerald sind nicht nur immer ähnlich, sondern auch immer super. Wer den Großen Gatsby mag, der mag auch "Die Schönen und Verdammten", mag eben auch dieses Buch hier. Storyline: Mann und Frau, Hollywood, Liebe, leere Welt, vage Gefühle, schöne Sprache, Prunk und Scheitern, Borniertheit und Schönheit. Ob nach der Lektüre von drei oder vier ja immer recht langen Büchern von Fitzgerald erste Ermüdungserscheinungen einsetzen, weiß ich nicht. Sicher, die ersten beiden Bücher sind wahrscheinlich die schönsten, wie auch die ersten beiden Biere immer die leckersten sind, aber da zumindest ich auch das siebte und achte Bier immer ohne zu meckern trinke, möchte ich auch Fitzgerald nach all den Büchern keine Abgestandenheit anlasten. Sonder eher: ihn pauschal loben, ihn verehren und ihm danken, dass er so viele Bücher geschrieben hat, die zwar alle gleich sind, aber eben auch alle cool. Amaury Blane war aber am coolsten, und der spielt hier leider nicht mit. ... link (0 Kommentare) ... comment ... nächste Seite
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