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Mittwoch, 23. September 2009
Peter Stamm, "Blitzeis"

"Blitzeis" ist nicht nur ein ähnlich schönes Wort wie "Hungerast", sondern tauchte auch ebenso plötzlich im Sprachgebrauch auf. Der Hungerast wurde bei der Tour de France extra für Jan Ullrich erfunden, vor Blitzeis wurde irgendwann - wahrscheinlich von einem Ministerium - gewarnt, wie später dann vor Anthraxbriefen.

Das hat natürlich nichts mit dem Buch zu tun, das ich mir aber wegen des Titels gekauft habe. Nein, das ist nur die halbe Geschichte: Ich war verzückt, dass Peter Stamm ein Buch mit diesem Titel geschrieben hat und war mir schon im Buchladen sicher, dass es mir sehr gut gefallen wird.

Zuhause dann, wie man sich das so vorstellt, in der Leseecke mit Tee und leichten Drogen, Wolldecke und Räucherstäbchen aus der Abi-Zeit, wurde diese Erwartung erwartungsgemäß erfüllt. Ganz flott las ich dieses Büchlein durch.

Eine junge Frau, in die man sich schon nach sechs Seiten weitestgehend verliebt (seien Sie als Leser also bitte nicht mehr überrascht, wenn es passiert!), lebt in einem tristen Kleinstdorf irgendwo am Arsch des Polarkreises. Sie hat ein Kind, das sie zwar mag, für das sie sich aber nicht so recht begeistern kann und die Männer im Ort kennt sie zwar alle, aber auch da tut sie sich schwer mit der Begeisterung. Generell begeistern sich in diesem Buch wenig Leute für etwas, aber das ist ja nichts Neues bei Peter Stamm.

Sie beschließt, ihre Heimat zu verlassen und will jemanden besuchen, den sie vage kennt, und der in Dänemark (oder war es Norwegen?) wohnt. Dann geht es für Peter Stamms Verhältnisse fast chaotisch zu: Es entwickelt sich eine "rasante" und "verrückte" Geschichte über die Frau und "ihre Männer", ein Schiffskapitän ist "mysteriös" verschollen, sie ver- und entliebt sich wieder und kommt nach alldem zu keinem Schluss. So in etwa geht es zu in Peter Stamms schöner, ruhiger, überschaubarer und freundlich-beängstigender Welt.

Was in dem Buch nicht passiert, sondern gelogen ist: Am Ende der Geschichte kehrt der verschollene Schiffskapitän wieder zurück, aber als junger, gutaussehender Mann und heiratet die Frau, die zwischenzeitlich seinen seit seinem Verschwinden vakanten Kapitänsposten aushilfsweise, aber zur Zufriedenheit aller, übernommen hatte. Gemeinsam wollen sie sich auf nach Nowosibirsk machen, um dort (haha) in den Hafen der Ehe zu schippern. Diese Rechnung haben sie aber ohne der Exmann der Frau gemacht, einen streitsüchtigen Bierkutscher, der den gerade erst wieder aufgetauchten Kapitän in der Nacht vor der geplanten Abfahrt aus Versehen im kalten Meer ersäuft.

Das hätte ja auch kein Mensch lesen wollen, so einen Quatsch.

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Letzte Aktualisierung: 23. September, 01:29
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