damentennis: etwas das nicht denkt, aber dennoch ein mensch ist. |
Mittwoch, 23. September 2009
Wiglaf Droste, "Der Mullah von Bullerbü"
damentennis, 01:29h
Zur Sache: Das ist alles immens witzig hier, man lacht quasi permanent laut in die U-Bahn oder das Wohnzimmer oder wo man auch sonst ist, hinein. Es gibt viele Figuren, wenig Zusammenhang, zackige Dialoge und den Fahrraddieb Rudolf Scharping, das alles verpackt in einer Storyline, die sich gewaschen hat und nur von Krimiikonen wie Droste auf die Reihe gebracht werden kann. Das ganze Spektakel dauert auch nur 155 lockere Seiten, sodass man dieses Buch gut mal zwischen zwei Tom-Clancy-Krimis oder so packen kann. ... link (0 Kommentare) ... comment Daniel Kehlmann, "Der fernste Ort"
damentennis, 01:28h
Sein Humor ist mittelmäßig, die Geschichte lahmt, nur selten gibt es etwas zu lachen. Vielleicht ist das aber auch nur eine persönliche Sache zwischen mir und Daniel, wie ich ihn nenne, die man mal tiefenpsychologisch beleuchten muss: Was hat dieser "damentennis" gegen den Daniel, der doch ein netter Kerl und ein guter Autor ist? Ja, das müsste man wohl mal machen! Ich wäre dann auch gespannt, was dabei rumkommt. ... link (0 Kommentare) ... comment Haruki Murakami, "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt"
damentennis, 01:27h
Der Reihe nach die Beantwortung der Fragen. Ein Japaner. Aus Japan. Bücher, Romane. Weil das eben so gehandhabt wird! In Japan, nehme ich an. Die Antworten bringen also niemanden weiter, ebensowenig wie die Fragen. Finden wir uns damit ab: auf einmal war Murakami "in" und "gefragt", seine Bücher sollten unters Volk, das deutsche Volk. Zu Recht, zu recht! Besonders dieses hier ist nämlich toll. Ich las es mit gebannter Haltung, war gespannt auf das Ende - toll, toll. Der Japaner schreibt hier in zwei Erzählsträngen, die beide sehr merkwürdig sind und in zwei Welten spielen, aber eben dann doch wieder verständlich und spannend [...]. Von den Büchern, die ich von Murakami las - es waren vier - war es das mit Abstand beste Buch, was aber nicht gegen die anderen drei spricht, sondern nur für dieses hier. ... link (0 Kommentare) ... comment Wenedikt Jerofejew, "Die Reise nach Petuschki"
damentennis, 01:26h
Den betrunkenen Russen mag der Leser sofort, denn man selber ist auch hin und wieder betrunken, wenn auch kein Russe. So sind die Monologe des Trinkenden nachvollziehbar und sympathisch dumm, wie man eben selber auch ist, wenn man so viel und schnell trinkt. Ganz bestimmt verharmlost dieses Buch das Problem des Alkoholismus - das ist nämlich, um mal Realist zu sein, gar nicht so lustig, sondern ganz fies und schlimm, das zerstört Familien, Leben, Welten, mindestens! Wer also dem Realismuns zugeneigt ist, der lese lieber anderes oder schreibe Leserbriefe. Proust! Ähhhh, Prost! ... link (0 Kommentare) ... comment Jonathan Saran Foer, "Extrem laut und unglaublich nah"
damentennis, 01:24h
Hier geht es witzig und ergreifend zu, die Geschichte ist wunderschön und spannend, aber auch lakonisch und niedlich. Man nimmt diese Buch ganz unweigerlich in den Arm, erwischt sich dann dabei und tadelt sich, weil es ja nur ein Buch ist, nur um es dann direkt wieder in den Arm zu nehmen. Sozialkitsch, Melodramatik, Betroffenheitslyrik, Erklärungsstück - all das ist nicht zu finden. Ein größeres Lob kann ich einem Buch in diesem Themenspektrum nicht machen. ... link (0 Kommentare) ... comment Daniel Kehlmann, "Unter der Sonne"
damentennis, 01:23h
Die Geschichte ist öde und mit einem Humor erzählt, der mich an Referatstreffen an der Universität denken lässt. Ich würde dieses Buch meiner Mutter zum Geburtstag schenken, weil sie es sicher "originell" finden würde, vielleicht gar "frech" oder aber "mal was anderes". Sowas eben, was nur Mütter und sexy neue Freundinnen denken und offen aussprechen dürfen. Echten Freunden würde ich es aber nicht schenken, stattdessen würde ich ihnen bei jeder Gelegenheit zu verstehen geben, dass sie diese dünnen Kehlmann-Bücher - bis auf das wirklich witzige "Ich und Kaminski" - meiden sollen, wo immer es geht. ... link (0 Kommentare) ... comment Rolf Dieter Brinkmann, "Keiner weiß mehr"
damentennis, 01:22h
So geht es zu im Buch: Seite eins: Mann sitzt auf Bett und denkt nach. Seite neunundzwanzig: Mann sitzt weiterhin auf dem Bett und denkt nach. Seite einundvierzig: Mann geht nachdenkend zum Küchentisch. Seite neunundvierzig: Mann macht die Zigarette aus, die er auf Seite vierundvierzig nachdenkend angesteckt hatte. Seite sechzig: Der Leser (ich!) fragt sich, Kanon hin, Kanon her, wie lange er das Nachdenken noch lesen mag. Seite achtundsechzig: Der Leser (immernoch ich!) bildet sich das Urteil, dass dieses Buch sicher ganz gut, für ihn jedoch eher öde und träge ist. Anstatt weiterzulesen, beruft der Leser (ja!) eine Literaturrunde ein, bestehend aus Freund Wildberg und zwei absoluten Kanonexperten, um zu debattieren, was es mit Rolf Dieter Brinkmann, seinem Ruf und seinem Platz im Kanon auf sich hat. Es wird viel geraucht und geflucht, Alkohol wird ausgeschenkt, Meinungen überschlagen sich. In etwa so: Wildberg: "Brinkmann, pah, überschätzt, versteh ich nicht, dass der so gehypt wird! Wenn man das mit Fauser vergleicht..." Erster Kanon-Experte: "Naja, immerhin war er der erste... Vorreiterfunktion... Popliteratur... grundlegendes geschaffen... neues Genre... Mut, völlig unüblich damals... Revolution!" Zweiter Kanon-Experte: "Im Gegensatz zu dem, was man heute so geboten bekommt.... Stuckrad-Barre, ohjemine... Qualität und Maßstab..." Der Leser (ich!): "Och Kinder, nu ist aber mal gut. Das mag ja alles stimmen, aber das Buch war nun mal langweilig. Nicht schlecht, das kann ich gar nicht mal sagen, aber mich zog es immer weg vom Buch, hin zum Spülen oder Staubsaugen..." Wildberg:" Du hast ja eh keine Ahnung, du Arsch." ... link (0 Kommentare) ... comment Walter Kempowski, "Heile Welt"
damentennis, 01:21h
Das Buch habe ich aber nicht zu Ende gelesen, dabei lese ich - das ergab eine Erhebung des statistischen Bundesamts - rund 90 Prozent der Bücher zu Ende, die ich mir kaufe. Das war schon ganz nett, so ein junger Lehrer in der Nachkriegs-Kleinstadt, nein, eher Dorf, wo die Leute noch immer irgendwie Nazis sind und die Zeit stillsteht. Das habe ich alles nach 100 Seiten verstanden, nach 200 war es dann auserzählt, nach 300, 400, was auch immer, neuer wirds nicht, länger aber schon - kurzum: mir war das Buch ein bisschen zu lang. Walter Kempowski ist aber trotzdem super. ... link (0 Kommentare) ... comment Douglas Adams, "Per Anhalter durch die Galaxis"
damentennis, 01:21h
Stattdessen möchte ich den Platz hier nutzen, um eine Anekdote zu erzählen. Ein Freund, den ich während meiner Studienzeit hatte, erzählte mir eines Abends in einer Kneipe, dass er zusammen mit Freunden eine Band gegründet habe, mit der er ab jetzt musizieren wolle. Sie hieß "Per Anhalter und die Galaxis", wobei, so erklärte der Freund, er dann Per Anhalter sei, der Bandleader, und die Freunde würden unter "die Galaxis" zusammengefasst. Die Situation wurde nun problematisch. Der Freund erwartete nun Lob oder zumindest wohlwollendes Lächeln ob seiner Geistreichheit bei der Bandbenennung, dazu war ich aber nicht fähig. Geschockt und missmutig nuschelte ich in mein Bier, was ich sagte, war uninteressant und kaum stringent. Bald verließ ich die Kneipe und den Freund, später dann die Uni und die Stadt, etwas geduckt, ob der vielen schlechten Witze während all der Jahre in all den Kneipen. Die Moral von der Geschichte: Das Buch ist viel witziger als alles, was Menschen mit dem Buch machen können. Douglas Adams hat Witze wie den meines Freundes nicht verdient. Ich möchte mich dafür entschuldigen. ... link (0 Kommentare) ... comment F. Scott Fitzgerald, "Zärtlich ist die Nacht"
damentennis, 01:19h
Ich selber weiß es nicht mehr, aber das ist auch egal, denn Bücher von Fitzgerald sind nicht nur immer ähnlich, sondern auch immer super. Wer den Großen Gatsby mag, der mag auch "Die Schönen und Verdammten", mag eben auch dieses Buch hier. Storyline: Mann und Frau, Hollywood, Liebe, leere Welt, vage Gefühle, schöne Sprache, Prunk und Scheitern, Borniertheit und Schönheit. Ob nach der Lektüre von drei oder vier ja immer recht langen Büchern von Fitzgerald erste Ermüdungserscheinungen einsetzen, weiß ich nicht. Sicher, die ersten beiden Bücher sind wahrscheinlich die schönsten, wie auch die ersten beiden Biere immer die leckersten sind, aber da zumindest ich auch das siebte und achte Bier immer ohne zu meckern trinke, möchte ich auch Fitzgerald nach all den Büchern keine Abgestandenheit anlasten. Sonder eher: ihn pauschal loben, ihn verehren und ihm danken, dass er so viele Bücher geschrieben hat, die zwar alle gleich sind, aber eben auch alle cool. Amaury Blane war aber am coolsten, und der spielt hier leider nicht mit. ... link (0 Kommentare) ... comment Ulrich Peltzer, "Alle oder keiner"
damentennis, 01:10h
Viele Kommas, lange Sätze ohne Druck, Bezeichnung und Aussage, es fließt in mattem, sanftem Licht dahin und erzählt von Menschen, die etwas tun, sich auch etwas denken, Dinge vermasseln und nicht schlauer werden, weil das Leben keine lineare Erfolgsgeschichte, sondern eben ein Leben ist. Hier sind entweder alle Helden, oder keiner, aber darum heißt das Buch sicher nicht so, das ist bestimmt Zufall. Absätze beginnen hier mit Kleinbuchstaben, mitten im Satz also, es ist verschachtelt wie das Denken und Beobachten selber, unklar, diffus, ohne Moral und Aussage. Schön eben. Und bei einer Gesamtlänge von 243 Seiten allemal einen Versuch wert. ... link (0 Kommentare) ... comment Niklas Luhmann, "Protest"
damentennis, 01:08h
Und wenn im Jahr 2009 noch immer über Protest gesprochen werden muss, dann doch bitte so, wie Luhmann das etabliert. Bevor man protestiert, sollte man sich zumindest mal klarmachen, was man da überhaupt tut. In diesem Buch steht das ansatzweise drin, man muss es nur rauslesen können. ... link (0 Kommentare) ... comment Oswald Spengler, "Ich beneide jeden, der lebt"
damentennis, 01:07h
Hätten z.B. Comedians dieses Buch gelesen und beherzigt, hätten sie niemals ihren heutigen Job erlernt. Das ist doch mal was, oder? ... link (0 Kommentare) ... comment Henryk M. Broder, "Hurra, wir kapitulieren!"
damentennis, 01:06h
Broder macht hier folgendes: Er widmet sich einem Thema, das gesellschaftlich mit dem Begriff "heikel" gelabelt ist, und benutzt Argumente, die auf der Straße liegen, um dann "mutig" etwas herauszustellen. Das ist natürlich nicht mutig, sondern nur zwangsläufig: wer argumentiert, kommt auch zu Ergebnissen. welche das sind, ist eben eine Frage der Argumentauswahl. Hier geht es nicht um die Verlotterung der Gesellschaft, die Umweltverschmutzung oder die Überinformiertheit, nein, Broder erfüllt die neue Pflicht aller "Promis", auch in Buchform auf sich aufmerksam zu machen, mit dem Thema Islam. Hoho, heikel heikel, mutig mutig und brandaktuell! Während z.B. Ex-Boxer grundehrliche Lebensberichte veröffentlichen, muss Broder als Journalist mindestens den Gestus der Wissenschaft gebrauchen, um seine eigene Meinung ans Volk zu bringen. Hier steht nicht "ich finde das doof", sondern "das ist doof, weil" - natürlich geht es hier nur um Broder und seine Weltsicht, das wird aber hinter dem Gestus der Wissenschaft versteckt. Das Buch soll auch niemanden belehren und auch keine Augen öffnen, das geht ja auch gar nicht mit diesen Argumenten, da man ja immer weiß, dass auch die Gegenmeinung argumentativ aufbereitet werden kann und als solche immer ebensoviel wert ist, aber immerhin hat Broder ein Buch geschrieben, dass ihn jetzt als "kritischen Meinungsäußerer, der kein Blatt von den Mund nimmt" kennzeichnet. ... link (0 Kommentare) ... comment Markus Werner, "Bis bald"
damentennis, 01:05h
Das war natürlich gelogen, in diesem Buch geht es um nichts dergleichen. Es geht um Sprache, vielleicht auch um Humor, sicher aber um Menschen und Liebe, also die einzigen beiden Themen, die uns wirklich alle betreffen. Die Welt von Markus Werner bleibt überschaubar in Sachen Komplexität, die Akteure sind sympathische Sonderlinge, die aber, na logo, gerade deshalb so prima nachvollziehbar sind. Weil alle Bücher von Markus Werner gut sind, ist auch "Bis bald" gut. Kaufen, lesen, ins Regal stellen. ... link (0 Kommentare) ... comment Clemens Meyer, "Die Nacht, die Lichter"
damentennis, 01:03h
Dabei möchte ich sagen, dass Clemens Meyer einfach schöne Kurzgeschichten schreiben kann. Die Figuren sind eher Loser als Winner, das Licht ist eher gedimmt als hell, die Getränke eher Whiskey als Sex on the beach, die Situationen eher schäbig als glänzend. Meyer beschreibt gerne mal die armen Säue der Welt, die sich aber auch mit Problemen rumschlagen und diese irgendwie bewältigt haben wollen. Man könnte ihn wohl den Hollywoodreporter der Linksspießer nennen. Aber er versteht sein Handwerk, hat gute Ideen und schreibt schöne Geschichten. Da kann das Feuilleton ihn feiern, bis es abgeschafft wird: er ist einfach gut. Punkt. ... link (0 Kommentare) ... comment Simon Borowiak, "Wer wem wen"
damentennis, 01:02h
Der klinisch verrückte Hauptdarsteller erscheint schon nach wenigen Seite als der einzig vernünftige Mensch in diesem Buch, was dann eben zeigt, dass man mit Vernunft auch nicht weiterkommt, ja, dass sie recht unwichtig ist. Einige Figuren in diesem Buch sind wegen ihre Nachvollziehbarkeit so erschreckend real, dass es mich als Leser schauderte und ich das Buch immer mal wieder weglegen musste, um mich zu vergewissern, dass bei mir soweit alles okay ist (bzw. ob noch Bier im Haus ist). Flott geschrieben ist es auch, kurzweilig natürlich sowieso - spricht also wenig gegen. Im Gegenteil! Auch für Freunde des Gruppen-Skirurlaubs lesbar, wenn auch eventuell mit Abstrichen! ... link (0 Kommentare) ... comment Hans U. Möhring, "Vom Schweigen meines Übersetzers"
damentennis, 01:00h
Vielleicht war ich auch davon enttäuscht und hatte anderes erwartet, Aliens oder Verschwörungstheorien vielleicht, jedenfalls staubte das dicke Hardcover-Buch dann länger auf meinem Nachttisch zu und musste mitansehen, wie ich lieber F. Scott Fitzgerald oder Markus Werner las. Jetzt steht das Buch eher stolz im Regal und nimmt Platz weg. Ob ich es jemals noch lesen werde? Ehrlich, ich weiß es nicht! Aber ob Happy End oder nicht: Das Buch ist es nicht schuld, es ist meine Schuld! Das Buch ist bestimmt ganz gut! ... link (0 Kommentare) ... comment Harald Martenstein, "Vom Leben gezeichnet"
damentennis, 00:58h
Es gibt also nur Gewinner beim Kauf dieses Buchs. Der Humor ist zu loben, die Kolumnen sehr kurz, thematisch weit gefächert und sehr unaufdringlich. Oft muss man schmunzelt, immer wieder auch lachen und zwischendurch findet man auch Sätze, die so schön sind, dass man sie sich ins Profil bei facebook packen will, damit alle Welt daran teilhaben kann. Wer es schafft, sich nicht vom albernen Cover abschrecken zu lassen, wird dafür mit einem schönen Buch belohnt. ... link (0 Kommentare) ... comment Peter Stamm, "An einem Tag wie diesem"
damentennis, 00:56h
Es war mein erstes Buch des Autors Peter Stamm, anschließend las ich dann recht zügig drei weitere Bücher von ihm, alle waren in etwa ähnlich gut. Ob dieses Buch nun sein Bestes ist, weiß ich auch nicht mehr, aber es ist sein Neuestes (Stand: Januar 2009), soviel ist mal sicher. Wahrscheinlich geht es in dem Buch um ein Paar, um Liebe und Probleme bei der Umsetzung derselben im normalen Lebensalltag. Vielleicht schildert Stamm auch "eindringlich", wie die Liebe den Menschen in den Händen zerrinnt "wie Sand", wohl eher wäre ihm diese schnöde Metapher aber wohl peinlich und ärgerlich. Aber doch, ich glaube schon, dass es in dem Buch um Liebe ging. Wie auch immer, das Buch empfand ich als sehr lesenswert und es ist auch nicht so dick, sodass man sehr schnell schon wieder Zeit für andere Tätigkeiten hat, die einem lieb sind. ... link (0 Kommentare) ... comment Markus Werner, "Am Hang"
damentennis, 00:52h
Das Buch handelt in Dialogen und Gesprächen über die Welt und, na klar, die Liebe, die beiden Männer sind sehr höflich und schlau, das ist sehr angenehm zu lesen. Es kommt keine Gewalt in diesem Buch vor, auch wenig Action, kein Auto explodiert und niemand wird ermordet, nicht mal ausgeraubt. Der ein oder andere Leser wird am Ende des Buches sagen, dass die Story gut aufgebaut ist und das Ende einen dann sehr nachdenklich hinterlässt, andere werden anderes sagen, alle werden aber Argumente dafür vorbringen können. Ohne Argumente behaupte ich, dass dieses Buch in gewohnter Werner-Manier sehr schön geschrieben ist und die Story ausreichend Interessantes bietet, um gelesen werden zu können. Sprachlich ist das harmlos und sehr nett, ein wunderbar höfliches Buch, das im Bus für ältere Menschen sicher den Sitzplatz freimachen würde, wenn es denn nur könnte! ... link (0 Kommentare) ... comment Jörg Fauser, "Die Tournee"
damentennis, 00:50h
Harry Lipschitz, eine der besten Fauser-Figuren, spielt die Hauptrolle (es war doch Lipschitz, der in einem anderen Buch mal sagte, er würde deshalb in den Puff gehen, weil ihm echte Frauen einfach zu teuer wären?). Auch der grandiose Charles Kuhn (allein schon der Name!) ist wieder mit von der Partie. Es geht um Kunst, Liebe, Sex, das Leben, Scheitern, Kriminalität und noch viel mehr, aber im Grunde geht es eben um Fausers Story. Dass dieses Buch unvollendet ist, ist überhaupt sehr egal, denn hier geht es nicht um einen geschickten Kriminalfall, sondern um Fausers grandiose Schreibe, um die Situationen, in denen die Figuren handeln. Und davon gibt es reichlich, denn es scheint zu stimmen: Fauser wurde immer besser, bis der Tod ihn stoppte. ... link (0 Kommentare) ... comment George Spencer Brown, "Dieses Spiel geht nur zu zweit"
damentennis, 00:48h
In einer anderen Rezension dieses Buches las ich etwas über seine Motive, also "warum" er dieses Buch verfasste. Aber das ist völlig egal, denn Hauptsache, es liegt hier vor mir. George Spencer Brown, Mr. Re-Entry, schreibt über die Liebe, oder, wie er es ausdrückt: "Die weibliche Sicht der Dinge." Denn die männliche hat er ja schon in seinem Formenkalkül hinlänglich ausgeführt. Was dabei rumkommt, wenn Brown mal weiblich sieht, das mögen Sie bitte selber beurteilen. Aber allein die Tatsache, dass es so etwas gibt, so ein Buch, so einen Typen, das veranlasst mich zu großer Freude und zum sofortigen Kauf. ... link (0 Kommentare) ... comment Sibylle Berg, "Und ich dachte, es sei Liebe"
damentennis, 00:46h
Nach mehreren Büchern aus der Missionarsstellung hat Frau Berg die ewige Nichtfickerei jetzt mal satt, keiner fickt schließlich ewig (nicht), und wechselt das Genre. Hier versammelt sie Abschiedsbriefe von Frauen, also Briefe über das Ende der Liebe. Mal wütend, mal ruhig, mal Vorwürfe, mal Entschuldigungen, mal schicke Prosa, mal simpler Gesamtschulslang - man könnte meinen, diese Vielfalt hätte System. Na, hat sie ja auch! Sonst wäre das ja auch kein Buch wert! Wäre die Welt wie bei den Simpsons, als Bart die Kartonfabrik besichtigt und dann erfährt, dass in den hergestellten Kartons nur kleinere Kartons und darin wiederum nur noch kleinere Kartons verpackt werden, dann wäre das nicht druckwürdig, das wollte man nicht lesen! Aber das Buch hier, das will man lesen, denn es ist, wie im Radiowerbespot: für jeden etwas dabei. Mit Sicherheit! Abschiedsbriefe aus mehreren Jahrhunderten, von Promis, Königinnen, the girl next door and the girl übernext door. Manchmal, das ist ein besonderer Kaufanreiz, geht es auch sehr vulgär zu - Sexszenen! Muss aber auch erlaubt sein, schließlich geht es hier um ein ganzes Spektrum, das Damoklesschwert der Archivare, das abgebildet werden soll. Spaß beiseite, der hat in Abschiedsbriefen ja eh nichts verloren. Insgesamt ist das Buch wohl etwas lang, aber die Idee ist doch nett und die besten Sätze kann man auch weiterverweden, insofern ist das auch als Ratgeber nicht uninteressant. Ich denke, dieses Buch musste in einer funktional-differenzierten Gesellschaft mal auf den Markt gebracht werden, falls mal eine Nachfrage entsteht. Mir macht das gar nichts aus, schön war's doch, als ich es las! ... link (0 Kommentare) ... comment Henry D. Thoreau, "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat"
damentennis, 00:43h
Thoreau zeigt Moral und damit dem Staat, den er ja liebt, die Faust. Ja, gerade weil er den Staat ja so liebt, muss er in seiner Pflicht als moralischer Bürger ja die Faust zeigen! Und alle moralischen Bürger müssten es ihm gleichtun, wenn sie auch morgen noch als solche in die Spiegel schauen wollen! Tja, das ist auch schon das ganze Geheimnis dieses Buches. Wer mal wieder lesen will, dass der Staat ja Kriege finanziert und auch so manchmal komische Dinge tut, die die Bürger empören, der sollte sich dieses Buch kaufen. Es ist nicht sonderlich teuer und eher dünn, und immerhin kann man dann auch mit Thoreau argumentieren und nicht immer nur mit dem "gesunden Menschenverstand", diesem Arsch. ... link (0 Kommentare) ... comment Peter Stamm, "Blitzeis"
damentennis, 00:40h
Das hat natürlich nichts mit dem Buch zu tun, das ich mir aber wegen des Titels gekauft habe. Nein, das ist nur die halbe Geschichte: Ich war verzückt, dass Peter Stamm ein Buch mit diesem Titel geschrieben hat und war mir schon im Buchladen sicher, dass es mir sehr gut gefallen wird. Zuhause dann, wie man sich das so vorstellt, in der Leseecke mit Tee und leichten Drogen, Wolldecke und Räucherstäbchen aus der Abi-Zeit, wurde diese Erwartung erwartungsgemäß erfüllt. Ganz flott las ich dieses Büchlein durch. Eine junge Frau, in die man sich schon nach sechs Seiten weitestgehend verliebt (seien Sie als Leser also bitte nicht mehr überrascht, wenn es passiert!), lebt in einem tristen Kleinstdorf irgendwo am Arsch des Polarkreises. Sie hat ein Kind, das sie zwar mag, für das sie sich aber nicht so recht begeistern kann und die Männer im Ort kennt sie zwar alle, aber auch da tut sie sich schwer mit der Begeisterung. Generell begeistern sich in diesem Buch wenig Leute für etwas, aber das ist ja nichts Neues bei Peter Stamm. Sie beschließt, ihre Heimat zu verlassen und will jemanden besuchen, den sie vage kennt, und der in Dänemark (oder war es Norwegen?) wohnt. Dann geht es für Peter Stamms Verhältnisse fast chaotisch zu: Es entwickelt sich eine "rasante" und "verrückte" Geschichte über die Frau und "ihre Männer", ein Schiffskapitän ist "mysteriös" verschollen, sie ver- und entliebt sich wieder und kommt nach alldem zu keinem Schluss. So in etwa geht es zu in Peter Stamms schöner, ruhiger, überschaubarer und freundlich-beängstigender Welt. Was in dem Buch nicht passiert, sondern gelogen ist: Am Ende der Geschichte kehrt der verschollene Schiffskapitän wieder zurück, aber als junger, gutaussehender Mann und heiratet die Frau, die zwischenzeitlich seinen seit seinem Verschwinden vakanten Kapitänsposten aushilfsweise, aber zur Zufriedenheit aller, übernommen hatte. Gemeinsam wollen sie sich auf nach Nowosibirsk machen, um dort (haha) in den Hafen der Ehe zu schippern. Diese Rechnung haben sie aber ohne der Exmann der Frau gemacht, einen streitsüchtigen Bierkutscher, der den gerade erst wieder aufgetauchten Kapitän in der Nacht vor der geplanten Abfahrt aus Versehen im kalten Meer ersäuft. Das hätte ja auch kein Mensch lesen wollen, so einen Quatsch. ... link (0 Kommentare) ... comment Christian Kracht, "Ich werde hier Sein im Sonnenschein und im Schatten"
damentennis, 00:37h
Wer sich fragt, ob er dieses Buch lesen soll, der möge sich einfach kurz das youtube-Video von Herrn Kracht bei Harald Schmidt anschauen. Wer dies mag und gar lustig findet, der sollte sich das Buch noch heute kaufen. Wer damit nichts anfangen kann oder Herrn Kracht gar einen Vorwurf machen will, der sollte sich das Buch erst morgen kaufen und erstmal eine Nacht drüber schlafen, denn wir alle haben schlechte Tage voller Gram und Ödnis. Und überhaupt: Wenn ein Buch den Titel "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" hat, was gibt es denn da noch zu überlegen? Selten wurde Geld so schön ausgegeben. ... link (0 Kommentare) ... comment Joachim Lottmann, "Mai, Juni, Juli"
damentennis, 00:35h
Mai, Juni, Juli ist das wichtigste Buch der deutschen Nachkriegszeit, da hat Joachim Lottmann schon ganz recht, wenn er das behauptet. Lottmann lässt einen jungen Menschen, von dem viele hinter vorgehaltener Hand munkeln, er sei es selber, durch verschiedene größere Städte laufen und schwitzen. Dabei äußert er permanent Meinungen und tauscht sich mit vielerlei Menschen aus, die mal interessant sind, und mal eben nicht. Lottmann lässt seine Figur gern in Monologen reden, es fallen viele Namen und Theorien. Zudem lobt Lottmanns Figur vieles, z.B. seinen Agenten, der sein Buch rausbringen soll, oder aber auch seine Schreibmaschine, die er ebenfalls sehr mag. Das Buch sagt uns alles und nichts - gibt es ein schöneres Kompliment? Ja, vielleicht. Aber nicht nach dem zweiten Weltkrieg! ... link (0 Kommentare) ... comment Peter Stamm, "Agnes"
damentennis, 00:33h
Peter Stamm also. Sein Buch Agnes ist eine schöne Liebesgeschichte, wobei Peter Stamm ja sagt, dass alle Geschichten Liebesgeschichten seien, ja, dass es geradezu unmöglich sei, etwas anderes zu schreiben. Recht hat er (vielleicht), aber Agnes ist eben eine Liebesgeschichte für Anfänger. Es gibt einen Mann, eine Frau, eine Beziehung, zahlreiche Probleme, Höhen und Tiefen - das alles weist doch einwandfrei auf eine Liebesgeschichte hin, da kann wohl niemand widersprechen! Die Geschichte ist schön, denn Peter Stamm kann schöne Sätze schreiben. Agnes, die Frau in der Geschichte, ist viel jünger als ihr Freund. Dieser ist nicht nur älter, sondern auch Schriftsteller und wird während der Beziehung von Agnes aufgefordert, "ihre" Geschichte zu schreiben. Was dann passiert, kann man sich vielleicht denken, sicher aber nachlesen, bei Peter Stamm nämlich. Peter Stamm, der Schweizer, schreibt das alles sehr unaufgeregt, weil das Leben nun mal so ist. Nur selten schreit mal jemand, oft gehen Menschen spazieren, etwas Sex kommt vor, spielt aber keine zentrale Rolle. Die Menschen sind meistens still und leise, was nur teilweise daran liegt, dass die Handlung teilweise in einer Bibliothek stattfindet. Auch wenn Agnes nicht das beste Buch von Peter Stamm ist, ist es eben ein Buch von Peter Stamm, und daher schon schön. ... link (0 Kommentare) ... comment Douglas Coupland, "Miss Wyoming"
damentennis, 00:20h
Der Autor Douglas Coupland, über den mein Freund Wildberg vollkommen zu Recht urteilte, ihn hätte man mit 17 Jahren lesen sollen, da hätte man ihn auch vollends geliebt, so wie man auch American Beauty geliebt hat, macht beim Schreiben dieses Buches kaum Fehler. Er hält sich weit fern von den Sümpfen der linken Kulturkritik, aber auch der öden Wüste des französischen Nihilistentums, er verzichtet weitgehend auf Ironie und verwendet stattdessen die natürlich wesentlich angenehmere Lakonie. Meint er das ernst was er da schreibt, der Douglas Coupland? Ja, wohl schon! Thematisch wird Folgendes geboten: Mann mit crazy Leben trifft Frau mit crazy Leben, beide verlieben sich recht unstrukturiert ineinander. In zahllosen Rückblicken wird das verrückte Leben der beiden Personen bis zu diesem Treffen geschildert, es geht humorig zu, mitunter auch ergreifend, aber immer ganz nett, ausreichend komplex und relativ nachvollziehbar. Es ist allemal besser, dieses Buch zu lesen, als z.B. mehrere Abende in Folge im City-Chat rumzuhängen und permanent die Userliste in irgendeiner vagen Hoffnung zu aktualisieren. ... link (0 Kommentare) ... comment |
Online seit 5785 Tagen
Letzte Aktualisierung: 23. September, 01:29 status
Menu
Suche
Kalender
Letzte Aktualisierungen
Wiglaf Droste, "Der Mullah...
Auf der Rückseite steht: "Gisela Günzel,... by damentennis (23. September, 01:29) Daniel Kehlmann, "Der...
Kehlmann mal wieder. Kurze Story, folgende Idee:... by damentennis (23. September, 01:28) Haruki Murakami, "Hard-boiled...
Harukimurakimisuperstar, was war da eigentlich los?... by damentennis (23. September, 01:27) Wenedikt Jerofejew, "Die...
Ein Russe fährt zu seiner Geliebten, mit der... by damentennis (23. September, 01:26) Jonathan Saran Foer,...
Der 11. September 2001, alleinerziehender Vater,... by damentennis (23. September, 01:25) |